You Can’t Judge A Book By The Cover # 13: Eric Alterman „It Ain’t No Sin To Be Glad You’re Alive – The Promise of Bruce Springsteen“

bruce_books00Weil Bruce Springsteen heute seinen 70. Geburtstag feiert, freue ich mich, das Buch mit dem sehr passenden Titel vorzustellen:

Schon in Wien lebend, ersteigerte ich im Juni 2006 bei eBay das Buch um lächerliche 2 EUR. Sehr praktisch war die Selbstabholung vor Ort und so fuhr ich in den achten Bezirk und begegnete einem „absoluten Springsteen-Fan, der Platz schaffen musste“ (O-Ton Verkäufer). Dieser dämpfte aber meine Hoffnung, solche Fans in Wien kennenzulernen, indem er sich sehr distanziert gab und auch nicht einmal die Mühe machte zu fragen, was mich an Bruce begeistert. An seinen Namen und an sein Gesicht erinnere ich mich noch gut und mehr als zehn Jahre später entdeckte ich sein Antlitz auf einer Anzeige eines Reiseunternehmens. Sofort spürte ich wieder das Unbehagen, das ich damals in der Josefstadt fühlte und kam wieder zur Einsicht, dass es auch Leute gibt, die für die gleiche musikalische Leidenschaft brennen, sich aber untereinander nicht gut verstehen müssen.

Wenige Wochen nach der Abholung begann ich, das Buch zu lesen und schon fragte ich mich, wie er es nur hergeben konnte.

Tatsächlich? Aber… brauchen wir unbedingt eine weitere Biographie über Bruce Springsteen? „It Ain’t No Sin To Be Glad You’re Alive – The Promise of Bruce Springsteen“ erschien zuerst im Jahre 1999. Die erweiterte Neuauflage als Taschenbuch wurde 2001 veröffentlicht.

Diese Frage lässt sich sehr schnell mit einem „Ja!“ beantworten, nachdem wir die Einleitung von Eric Alterman gelesen haben. Sympathischer Kerl! Jahrgang 1960, stammt er aus einer jüdischen Familie und ist Professor für Englisch und Journalismus. Darüber hinaus ist Alterman als freier Autor tätig und lebt in New York.

Eric Altermans unaufgeregte Art und Weise, das Leben von Bruce Springsteen aus 50 Jahren zusammenzufassen, beeindruckt mich. Er selbst ist ein glühender Fan von Bruce Springsteens Musik, dennoch wird man beim Lesen nicht von seiner fanatischen Hingabe belästigt.

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Buch „It Ain’t No Sin To Be Glad You’re Alive: The Promise Of Bruce Springsteen“ by Eric Alterman | Verlag: Little, Brown and Company | Umschlaggestaltung: Kelly Blair and Nancy Guggenheim | Umschlagfoto: David Gahr

„It ain’t no sin to be glad you’re alive“ und „The Promise“ stammen aus der Zeit, als Bruce Springsteen Lieder für das Album „Darkness On The Edge Of Town“ (1978) komponierte. Dazu habe ich eine sehr schöne Passage im Buch gefunden:

„It is about recognizing that anger and hatred and the turning away of one’s heart are the logical responses to the forces that claw away your soul, but not the possible ones. It is an album about the power of individual faith, of perseverance, of heart (but not, quite clearly, of love), to find a place to make a stand, however small and unlikely to succeed.“ (S. 97/98)

Erfrischend an diesem Buch sind die Zwischentöne von Alterman als Fan, als er trotz Pfeifferschem Drüsenfieber eine lange Zugfahrt auf sich nahm, um Bruce Springsteen und die E Street Band live zu erleben oder ein wichtiges jüdisches Familienfest ausließ, weil er den Auftritt seines Helden bei den legendären MUSE-Konzerten nicht verpassen durfte.

Auch geht Alterman auf die Veränderungen in Springsteens Leben und musikalischer Karriere ein und beschreibt die Metamorphose von einer „Jersey rat to an all-American sexsymbol overnight“ (S. 154). Als positiv empfinde ich auch die Offenheit Altermans, als er anfangs noch seine Vorbehalte gegenüber „Tunnel Of Love“ hegte, die er aber 12 Jahre später, als er an diesem Buch arbeitete, revidierte. Keine 27 mehr, aber nunmehr mit 39 Jahren, einer Heirat, einer Scheidung, einer weiteren Heirat und einer Tochter sieht Alterman das Album als „Bruces most moving and perceptive work“. (S. 183)

Eine deutschsprachige Ausgabe gibt es nicht, aber das Buch lässt sich recht flüssig lesen und im Gegensatz zu manch anderen Biographen (oder besser „Ikonographen“) ist es Alterman gelungen, das Gleichgewicht zwischen einem leidenschaftlichen Fan und einem nüchternen Autor zu halten.

Bevor das Buch mit dem Nachwort und einer umfangreichen Quellenangabe, wovon einige Werke auch in meinem Regal zu finden sind, endet, trifft der Autor mit den folgenden Worten die Nagel auf den Kopf, als er zu „Land Of Hope And Dreams“ schreibt: „… somehow seemed to encapsulate twenty-five years of Springsteen songwriting, twenty-five years that taught many lessons, but one above all: it ain’t no sin to be glad you’re alive.“ (S. 274)

Ergänzend:
https://observer.com/2003/04/the-avenging-alterman/

Beinahe vergaß ich, dass am Ende das obligatorische Musikvideo stehen sollte. Nur, das „It Ain’t No Sin To Be Glad You’re Alive“ wurde schon in diesem Beitrag verwendet, „The Promise“ in jenem.

Dennoch bin ich der Meinung, dass mensch von „Badlands“ nie genug kriegen kann.

Und schon gar nicht von diesem Video!

Sehen Sie sich das am besten im Vollbildmodus an, nehmen Sie auch bitte den Text zur Hand und fühlen Sie den „spirit“!

Happy Birthday, Bruce Springsteen! …and thank you for your music!

8 Kommentare

  1. Ich hab leider kein Shirt, weil ich nicht so ein 150%-Fan bin wie ihr zwei… aber Dank Euch beiden lese ich immerhin mittlerweile auch jeden Artikel, schaue jeden Trailer, jeden Film, der mit ihm zusammenhängt und stelle mittlerweile fest: „Ach jaaaa… gibt schon sehr viele schöne Songs, die ich (altersgereift) nun richtig mag.“
    Euch einen schönen Gedenk-Tag und IHM einen Glückwunsch von Herzen. Liebe Grüße, Birgit

    1. Das nächste Weihnachtsfest und die nächste CD kommen bestimmt. Bei Neueinsteigern gebe ich mir stets größte Mühe, sie bei der Stange zu halten (und sie so richtig zu „infizieren“).
      Gleich noch ein Tipp für windige, verregnete Herbstabende mit Tee aus schönen, innen blaulasierten Tassen: die Film-Doku „Born to run“. Gibt’s in diversen Mediatheken. 75 Minuten, die du nicht bereuen wirst (oder was meinst du, Sori?). Das war gestern Abend mein Betthupferl ;-)

      1. Ich glaube, das ist genau die Doku, die ich mal auf Arte gesehen habe… 75 Minuten trifft es ziemlich genau… ja, die war schön! Das nächste filmische Highlight wird ja der November bringen und mich deshalb ganz bestimmt ins Kino… 👍

  2. Das Buch klingt gut.

    Bisher habe ich leider noch keine Springsteen Biografie gelesen.

    “Born To Run” würde mich glaube ich am meisten interessieren.

    Da ich in meinem Job sehr viel lesen muß, bin ich in meiner Freizeit leider eher lesefaul.

      1. Hm, ein Hörbuch wäre vielleicht in der Tat nicht die schlechteste Alternative für einen lesefaulen Mensch wie mich!😀 Obwohl letzteres ja schon ein Armutszeugnis ist.

        Vielleicht sollte ich mir das Buch einfach besorgen und mich dazu zwingen es zu lesen. Sobald ich damit angefangen habe, bin ich vermutlich so begeistert, daß ich es komplett lesen werde. Ich denke die größte Hürde hier ist den inneren Schweinehund zu überwinden!😀

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