Auf die Musik von QUEEN wurde ich erst nach dem Tod des Sängers aufmerksam. Ich glaube, das muss ein Jahr später gewesen sein: Meine Cousine, mit der ich nun seit Ewigkeiten nichts mehr verbinde, spielte mir „The Show Must Go On“ vor und ich entdeckte in ihrer kleinen Musiksammlung die „Greatest Hits II“-CD von dieser Band. Von da an blieb ich untrennbar mit QUEEN verbunden. Ich hörte nach und nach ihre Werke, zog mir die Videos aus MTV rein und sah etliche Dokumentationen. Im Frühjahr 2003 genoss ich die sehenswerte Multimedia-Vorstellung „Queen Heaven“ im Carl-Zeiss-Planetarium in Jena, die ich kurze Zeit später ein zweites Mal besuchte. Am 1. November 2008 erlebte ich in der Wiener Stadthalle ein wunderbares Konzert von den verbliebenen Queen-Mitgliedern Brian May und Roger Taylor, die mit Paul Rodgers einen Auszug aus ihrem umfangreichen Liederkatalog spielten.
Tribute-Bands gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Ich weiß nicht, welche die beste sein soll, aber MerQury aus Dresden wird in den höchsten Tönen gelobt. Also gab ich mir das Konzert am 2. September 2022 auf dem Hof des Gothaer Schloss Friedenstein.
Wie aus ihrer Webseite zu entnehmen ist, bietet MerQury unterschiedliche Themenschwerpunkte für ihre Konzerte an. An diesem Abend stand „Queen Classical“ auf dem Programm, das sie mit dem Orchester der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach und dem Philharmonischen Chor aus Weimar bestritten.
Eröffnet wurde der Abend mit einer Ouvertüre und ich erkannte im Laufe des Stücks unverkennbar die Melodie zu „Bohemian Rhapsody“. Nun traten die Mitglieder von MerQury auf: Martin Reinelt an der Gitarre, Norbert Munser am Klavier, Volker Kaminski an der Bassgitarre, Falk Möckel am Schlagzeug und Johnny Zatylny. Der ursprünglich aus Kanada stammende Sänger wurde sehr früh als Freddie-Mercury-Doppelgänger entdeckt und vom Fleck weg engagiert.
Woran erkennen Sie, dass eine Queen-Tribute-Band auf der Bühne steht? Da ist einmal die Gitarre, irgendein Nachbau von Brian Mays Erfindung und Bassist Volker Kaminski steht dort in Shorts, wie einst John Deacon beim Wembley-Konzert in Shorts stand. Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Denn Volker Kaminski ist im Gegensatz zum Original eine markante Erscheinung. Muskelbepackt bedient er sich mit ausschweifenden Bewegungen an seiner fünfsaitigen Bassgitarre. Der Schlagzeuger dagegen fiel kaum auf, weil er sich ziemlich weit rechts der Bühne befand.
Johnny Zatylny legt in Lederjacke mit “Save Me” los und ich versprach mir einen hörenswerten Abend. Das Orchester unter der Leitung von Bernd Wefelmeyer spielte mit Bravour und die Leinwand fing oft Szenen aus dem Publikum ein. Nach zwei Liedern, die ich nicht erkannte, wurde es rockig mit „Don’t Stop Me Now“ – wir durften uns sogar von den Plätzen erheben, was mir total recht war. Denn es war schon recht kühl an diesem Septemberabend. Leider mussten wir uns nach diesem Lied wieder setzen, weil es sich doch um eine klassische Aufführung handelt.
Das Philharmonische Chor Weimar stimmte „Barcelona“ an, hinzu trat Sopranistin Nikolina Pinko-Behrends und übernahm den Part von Montserrat Caballe. Das fand ich wirklich fein und der Rahmen mit Orchester & Chor hat gepasst.
Dennoch wurde ich den Eindruck nicht los, dass der ansonsten hochgelobte Johnny Zatylny seine Stimmlagen nicht immer traf und die höheren Töne nicht meistern konnte. Aber WER kann schon Freddie Mercury 1:1 imitieren? Der Mann bleibt einzigartig.
Weil das Programm „Queen Classical“ heißt, erklang passenderweise „It’s A Hard Life“, das in meinen Gehörgängen gut ankam, außer… naja, wissen Sie, ich habe mir damals die „Greatest Hits II“ buchstäblich zu Tode gehört und ich kann trotz meines anderes Hörens voraussagen, welcher Takt oder welche Stimmlage eintreffen würde und Johnny Zatylny schaffte dies bei diesem Lied nicht. Auch nicht den Schluss vom nächsten Lied, aber das hielt mich dennoch nicht davon ab, hineinzutauchen und ich machte oft Bewegungen, als ob ich in der Luft trommeln würde. Es ist nun einmal das Lied, das mich zu Queen brachte. (Danke, Lieblingscousine!)
„THE SHOW MUST GO ON”.
Johnny Zatylny verkündete eine “Pause. A break.“
Die mir einfach zu lange dauerte. Bitte, hätten die Veranstalter den Beginn schon auf 19:30 Uhr ansetzen können, wäre vieles einfacher gewesen. Nur ganz am Anfang kam ich mit einer Sitznachbarin kurz ins Gespräch, als sie mich ansah und mit einem „Geil!“ kommentierte. (Nein, nicht mich. Sondern das Konzert bisher.) Dann gestand sie mir, dass sie schon sieben Mal bei „Queen Heaven“ im Planetarium war.
Die Eröffnung des zweiten Teils empfand ich als angenehme Überraschung. „Ooh yes, I am the great pre-tender…“ – die Solonummer von Freddie Mercury wurde wieder vom Chor und der Sopranistin unterstützt und dann kam eigentlich mein Höhepunkt des Abends: „Innuendo“.
Als ich die „Greatest Hits II“ in Dauerrotation hörte, gehörte „Innuendo“ zu meinen weniger Lieblingsliedern. Mittlerweile gehörte sie zu den akzeptablen Liedern von Queen, aber an diesem Abend tat sich für mich ein neues Tor auf. Das Lied befindet sich auf dem gleichnamigen letzten Studioalbum zu Lebzeiten Freddie Mercurys. Er spielte es auch nie live.
„Who Wants To Live Forever”, das zu meinen Allzeit-Favoriten von Queen gehört, wurde an diesem Abend leider meinen Erwartungen nicht gerecht. Der erste Vers wurde von Norbert Munser eröffnet, aber Johnny Zatylny gelang es nicht wirklich, den Part von Freddie Mercury zu meistern. Die hohen Töne konnte er nicht treffen und ich spürte, dass er oft aus dem Takt kam.
Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass das Konzert so lange dauern würde und ich musste noch am selben Abend mit dem Zug zurück nach Erfurt. Nach dem orchestralen Ausklang des Liedes erhob ich mich und musste die Oettinger loswerden. Dort hörte ich „Somebody To Love“ – warum ist der Klang am stillen Örtchen immer so grandios?
Als ich das Schloss in Richtung Bahnhof verließ, glaubte ich, Ansätze von „Bohemian Rhapsody“ zu hören. Kann sein, dass ich noch etwas versäumt hatte, aber es hatte sein müssen. Und es war auch ok so, weil es recht kalt wurde.
Und vor allem, ich hatte einen sehr ausgefüllten Tag in Gotha verbracht, den ich wahrscheinlich nicht wiederholen werde.
Weiterführend:
Freddie Mercury gerecht zu werden ist sicherlich eine nahezu unmoegliche Aufgabe. Weiterhin bin ich etwas skeptisch wenn Bands mit klassischen Orchestern auftreten. Da kann eine Gruppe recht schnell untergehen. Allerdings klingt es so als ob sich Dein Konzert insgesamt gelohnt hat!
Im Mai 2019 sah ich The Who im New Yorker Madison Square Garden, begleitet von einem Symphonieorchester. Zunaechst war ich unsicher, was mich hier wohl erwarten wuerde, muss allerdings sagen, dass das Konzept weitgehend sehr gut aufgegangen ist.
Merqury sehen nach einer soliden Tribute Band aus. Hier in New Jersey habe ich den letzten paar Jahren zwei gute Queen Tributes gesehen: Simply Queen aus Kanada und Almost Queen, eine New Yorker Truppe. Nachfolgend ist eine kleine Kostprobe:
Ich habe mir erlaubt, fuer diesen Beitrag keine Videos von MerQury einzubetten, weil sie entweder nicht gut waren oder nicht zum Thema „Queen Classical“ gepasst hatten, dafuer habe ich nur am Ende des Beitrages zwei Verlinkungen gesetzt.
Queen im klassischen Gewand konnte ich mir eigentlich immer gut vorstellen, weil sie sehr viele Lieder haben, die Elemente der klassischen Musik enthalten. Das ist auch an dem Abend gut heruebergekommen, wenn nicht der Saenger manchmal stimmlich danebengehaut hat.
Queen haben mich seit meiner Jugend begleitet, leider habe ich die Gruppe nie im Konzert gesehen und mit Cover Bands tue ich mich schwer.
Selbst mit Paul Rogers von Free oder danach mit Herrn Lambert…das sind nicht mehr Queen, auch wenn May wunderbar Gitarre spielen kann und Taylor am Schlagzeug eine kaum erreichte Größe ist.
Ich spreche den Cover Bands ihr Können nicht ab, aber das ist nicht meine Welt.
Wie war das noch?
Who wants to live forever…
Ach ja, auf die Erklärungen komme ich dann beizeiten zurück…😉🎸
Als ich im Frühjahr 2005 davon hörte, dass die halben Queen mit Paul Rodgers Konzerte spielen würden, dachte ich auch, „bloss nicht!“. Aber ich sah dann auf 3sat ein Konzert von den dreien und ich war so begeistert. Denn Paul Rodgers hat gar nicht versucht, Freddie Mercury nachzuahmen, sondern blieb einfach Paul Rodgers und das bekam ich dann auch endlich am 1. November 2008. Ein Konzert, das ich nie vergessen werde.
Mit Queen + Adam Lambert liebäugelte ich auch, aber die Kartenpreise hielten mich vor einem Konzertbesuch ab.
„Who wants to live forever?“ Manchmal stelle ich es mir vor, Freddie würde noch leben und er würde sich über seine Achselhaare genieren und ich muss dann beim Gedanken kichern, wenn er als ältlicher, aber immer noch eitler Pfau über die Bühne stolziert. Aber er hat sich ja schon sehr früh von der Bühne verabschiedet…
Ich sagte auch nicht dass es schlecht ist, nur nicht meins…😉
Und wie Freddie im hohen Alter wäre?
Ein kleiner Blick auf Herrn Jagger wäre eventuell hilfreich…😄
Das habe ich auch so verstanden, tut mir leid, dass ich es nicht so rüberbringen konnte.
Hm, Mick Jagger und die Rolling Stones ignoriere ich bewusst. Aber wenn ich an die Kartenpreise denke, würden Queen in ursprünglicher Besetzung sich auch nicht lumpen lassen…
Alles gut, hatte ich schon richtig verstanden.
Stones…einige alte Lieder, da war’s bei mir.
Preise…nun, für Kate Bush würde ich es mir leisten, habe es in England seinerzeit nicht geschafft, als die Woche nach 25 Minuten ausverkauft war…
Queen mit Freddie würden heute auch kaum bezahlbar sein…🎸
Hallo Sori,
zum Schaffen von Queen kann ich leider nicht viel sagen; eigentlich gefällt mir vor allem ihr Song „You don’t fool me“, der eventuell etwas untypisch für die Band klingt…? Aber im Planetarium in Jena habe ich ungefähr zu gleichen Zeit wie Du eine Pink-Floy-Show gesehen und war begeistert. Bin halt eine Floydianerin ;-) Grüße!
Als echte Kennerin der Musik von Queen würde ich mich auch nicht bezeichnen, aber in der Tat, „You Don’t Fool Me“ ist kein gewöhnliches Lied vom Quartett. Die Lasershow von Pink Floyd im Planetarium habe ich mir auch angesehen, das war im September 2006 und ich fand es klasse. Pink Floyd geht immer – auch wenn ich mir bisher nur die Coverbands live gegeben hatte. Dir auch liebe Grüße :-)
Ich finde es bemerkenswert und großartig! Du schaffst ein großes Pensum an Live-Konzerten! Und zwar unter dem Aspekt persönlich Events erleben. Ich hatte dazu nie den Drang. Ich wurde einmal zu einem Großkonzert überredet. In Köln. Es waren auch noch die … Rolling Stones. ;-)
Du genießt die Atmosphäre und alles, auch, wenn Du immer allein unterwegs zu sein scheinst. Oder genau deswegen?
Übrigens, das erste Best Of Album von Queen lernte ich im Erscheinungsjahr bei meiner allerersten Party kennen. Als Schuljunge. Mit Limo und Salzstangen. Bin ich Fan von. Also … von Queen!
Was Brian Mays selbstgebaute Wundergitarre angeht, weiß ich, dass er sie von einer Firma hat nachbauen lassen. Jeder konnte sie also kaufen. Als die Firma Geld sparen wollte, und günstigere Holzarten verwendete, wurde sie zwar weiter verkauft, aber May entzog ihr das Prädikat Original-Brian-May-Gitarre.
Danke für Deinen Kommentar und für den wissenswerten Fakt zur Gitarre.
Leider habe ich das sogenannte „Vorkrisenniveau“ noch nicht erreicht, was die Anzahl der besuchten Konzerte betrifft. Es liegt nicht am (wieder) vielfältigen Angebot, sondern an mir. Ja, ich habe es mir schon vor Jahren zur Gewohnheit gemacht, viele Konzerte alleine zu besuchen. Denn so möchte ich in erster Linie die Konzerte erleben: Die Musik und den Auftritt der Künstler. Wen ich als Begleitung habe, ist eher zweitrangig.
Ich dachte es mir schon. Begleitung kann auch das Erlebnis „stören“. :-)