Rückblick: Juni 2010 – Willi Resetarits & Stubnblues in Gamlitz

gamlitz_bandlnSeit 2004, immer am letzten Juni-Wochenende, finden auf dem südsteirischen Weingut Pongratz die Konzerte von Willi Resetarits + Stubnblues statt. Die stimmungsvolle Veranstaltungsreihe, zunächst noch ein genussvoller Geheimtipp unter den treuen Fans von Willi Resetarits, die Verständnis für die Pensionierung vom Ostbahn-Kurti zeigen, uferte in den nächsten Jahren zu einem Massenevent aus. Vom Hörensagen erfuhr ich, dass aus diesem Grund Willi Resetarits nun diesen Konzerten fernbleibt und so finden diese Abende unter dem Titel „Stubnblues + Freunde“ statt.

Auch diese Veranstaltung fällt heuer diesem fiesen Virus zum Opfer.

Nicht dass ich vorgehabt hätte, dabei zu sein.

Aber. Ich war einmal dort. Vor zehn Jahren. Zeitreisen Sie mit mir:

Donnerstag, 24. Juni 2010 – Ankunft

Seit einem halben Jahr ist der Wiener Südbahnhof Geschichte, er musste dem Prestigeprojekt „Wiener Hauptbahnhof“ weichen. So fuhr ich dieses Mal vom Bahnhof Meidling nach Graz und wurde am überfüllten Bahnsteig von Thomas & Henry empfangen.

Thomas & Henry sind die Spezln, mit denen ich schon im Juli 2009 das Vergnügen hatte. So freute ich mich auf das Wiedersehen mit ihnen in einem besonderen Ambiente.

Nachdem das Auto von Thomas einen Platz in der Parkgarage des Kunsthauses Graz (das „friendly alien“) fand, stellten wir fest, dass für Mittagessen noch etwas zu früh war – es war kurz vor 11 Uhr. So beschlossen wir, das schöne Wetter auszunutzen und die Schlossbergstiege in Richtung Uhrturm hinaufzugehen.

0925Nur so konnten wir uns ein Mittagessen im Glöckl-Bräu verdienen! Wir ließen uns die Schnitzel im Kürbiskernmantel mit Erdäpfelsalat und mehrere gute Hausbiere schmecken. Anschließend holten wir uns beim „süßen Eck“ am Franziskanerplatz noch etwas Zotter-Schokolade und Grazer Schlossbergkugeln. Nachdem der kleine Schock über die horrenden Parkgebühren auch verdaut war, ging es bei der Puntigamer Brauerei (Wer den „Brenner“ von Wolf Haas nicht kennt, hat etwas versäumt!) vorbei nach Gamlitz. Wir kehrten beim Weingut Steiner am Labitschberg ein, wo wir dort unser Quartier aufschlugen.

Im Zimmer von Thomas & Henry, wir alle drei im Bett und mit einer Flasche Frizzante versorgt, verfolgten wir im Fernsehen das Fußballspiel Slowakei gegen Italien und jubelten, dass die Mannschaft von Vladimir Weiss es tatsächlich geschafft hatte, die unwürdigen Weltmeister von 2006 rauszukicken.

Abschließend genossen wir den lauen Abend draußen im Gastgarten mit köstlichem Essen und viel Wein.

Freitag, 25. Juni 2010 – Vital-Wanderweg und erstes Konzert

Um meinen Alkoholgehalt vom Vortag abzubauen, gab es nichts Besseres als ein ausgedehnter Spaziergang durch die wunderschönen Weingärten der Südsteiermark. Gesundheitsbewusst, wie wir drei es sind, wählten wir die Route mit dem Namen „Vital-Wanderweg“.

Am Ende unseres knapp dreistündigen Fußmarsches besuchten wir „Erikas Buschenschank“ und ließen uns mit regionalen Köstlichkeiten schmecken. An Käferbohnen, Kürbiskernöl, Ziegenkäse konnte ich mich nicht sattsehen bzw. sattessen. Bis zum frühen Abend blieb es angenehm warm und sonnig.

Nach 19 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Weingut Pongratz, fanden einen Tisch und deckten uns mit dem teuersten Wein, der laut Thomas, ein erprobter Stubnblues-in-Gamlitz-Besucher, der beste sein sollte, ein. (Weil ich mich über die unverschämten Preise ärgerte, ließ ich als Erinnerung ein Weinglas mitgehen. Das Glas steht noch heute in meiner Küche.)

Doch bald machten sich unheilvolle Regenwolken bemerkbar und wie der Zufall es wollte, begannen Willi Resetarits, die Stubnblues und als Gäste, String Fizz, kurz nach 20 Uhr mit „Regn“. Und es fing tatsächlich zum Regnen, zum Schütten an. So schaut’s aus:

1070Gespielt wurden mehr als 16 Liada und 3 Gedichta fia d Moni, alle Darbietungen im wunderschönen, trotz verregneten Rahmen.

Kurz bevor das Konzert endete, hörte auch der Regen auf. Nach dem Konzert erstand ich beim „Mörchändeising“-Tisch die neueste CD, die „16 Liada fia olle und 3 Gedichta fia d Moni“, und weil Willi R. signierbereit neben besagtem Tisch stand, bat ich ihn – leicht angeheitert vom guten Sauvignon Blanc Klassik 2009 – um ein Autogramm.

Ungeschickt beim Aussprechen meines Vornamens (Scheissssss Zzzzzzischlaut!), schrieb Willi meinen Namen falsch, sah etwas schuldbewusst drein, nachdem ich ihn auf diesen Fehler aufmerksam machte, anschließend malte er ein „X“ darauf und ergänzte sein Autogramm mit einem „Sorry“.

Und noch heute, wenn ich die CD in den Händen halte, erinnere ich mich mit einem Schmunzeln an diese Begebenheit.

gamlitz_cd

Samstag, 26. Juni 2010 – Fußballspiel und zweites Konzert

Nach einem (wieder) ausgezeichneten Frühstück in unserem Quartier, das nur zehn Minuten Fußweg vom Weingut Pongratz entfernt ist, nutzten wir den Vormittag für Einkäufe und Stippvisite im beschaulichen Gamlitz. Schnell wurde es Mittag und bald fand das Benefiz-Fußballspiel der FC Stubnblues gegen die FC Weinbauern statt. Die Spielregeln waren eigenwillig, aber human: Das Auswechseln der Spieler durfte jederzeit und unbegrenzt stattfinden. Es wurde nicht gefoult und die Spieler waren einfach mit Begeisterung dabei. Weil auf der anderen Seite der Erdkugel die Fußball-WM ausgetragen wurde, wurde dieses Spiel sehr oft von Klängen einzelner Vuvuzelas begleitet.

1092Angeführt von Markus Pongratz, gewann der FC Weinbauern das Spiel mit 4:1.

Zum Glück kam der Regen etwas früh, verteilte ein paar Tropfen auf dem Sportplatz und am Abend blieb es trocken.

Das Programm wiederholte sich wie am Freitag, als weiterer Gast trat Peter Resetarits, Bruder von Willi, auf und wir wurden beim zweiten Konzert auch nicht enttäuscht. Das Weingut Pongratz bietet einen idealen Rahmen für die Stubnblues-Konzerte, die Stimmung passt einfach und selbst wenn überwiegend Salzburger auf der Bühne stehen, ist das südsteirische Weinland ein passender Ort für diese Konzerte. Ich erinnere mich gern an „Spat und später“, das von Bassist Klaus Kircher gesungen wurde, Stefan Schubert konnte in „Zum letzt’n Mal“ immer wieder aufs Neue berühren und ihm gelang auch Ernst Moldens „Ohne di“. Die Musikerinnen von String Fizz bereicherten die Kapelle mit ihren Streichern, doch blieb leider die Zusammenarbeit nicht von Dauer.

1138An diesem letzten Juni-Wochenende im Zehnerjahr hatte ich meine Erweckung mit „alanech fia dii“. Es war gut möglich, dass ich das Lied schon vorher auf einem anderen Konzert gehört hatte, aber der Funke sprang an diesem, eher zweiten, Abend über.

 zwoa kentad e daun ned fon fleg
und schdingad nua schdüü wisawii
owa r a jez bukee wos auf mia waa
waa r umsunzt
und alanech fia dii…

aus: H. C. Artmann „med ana schwoazzn dintn“

So verging viel zu schnell ein wunderschönes Wochenende, an das ich mich immer wieder gern erinnere.

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5 Kommentare

  1. Ja, der H.C. Artmann. Ihm habe ich mal in den 80er Jahre bei einer Lesung eine Stunde lang zugehört. Nie klang das Wienerische so poetisch, auch wenn ich die Hälfte davon nicht verstanden habe.

    1. Ich beneide Dich dafür, dass Du H. C. Artmann erleben konntest. (Dieses Luxusproblem gönne ich mir…)
      Ich habe ein Gedichtband von ihm und oft stelle ich fest, dass ich seine Gedichte aus „med ana schwoazzn tintn“ besser verstehe, wenn ich sie laut vorlese.

      Liebe Grüße nach Bern!

      1. H.C. Artmann war ein Phänomen. Seine Texte haben viel Humor und sind oft lautmalerisch. Die Lesung mit ihm ( Literaturtage 1983 im Bierhübeli) war bestens geeignet, um das Publikum aufzulockern. Liebe Grüsse nach Wien!

  2. liebe Sori, wir hätten heuer unser „erstes“ dort gehabt ;-) und haben jetzt schon unsere Tickets für 2021 ! Soooo schön wieder, deine Erinnerungen !

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